Evangelische Pfarrgemeinde Gmünd – Waidhofen an der Thaya

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Büttenpredigt von Julia Fricke, Gemeindepfarrerin in Alsbach-Hähnlein, EKHN

Predigttext Amos 5, 21-24

21 Ich hasse und verachte eure Feste und mag eure Versammlungen nicht riechen – 22 es sei denn, ihr bringt mir rechte Brandopfer dar –, und an euren Speisopfern habe ich kein Gefallen, und euer fettes Schlachtopfer sehe ich nicht an. 23 Tu weg von mir das Geplärr deiner Lieder; denn ich mag dein Harfenspiel nicht hören! 24 Es ströme aber das Recht wie Wasser und die Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach.

Liebe Gemeinde, ich pack ein:

Himmel, kann Gott sauer sein!

Seiner Wut auf all die Frommen

(wir wohl auch nicht ausgenommen)

lässt er hier grad freien Lauf.

Himmel, wie ist Gott denn drauf?!

Stopp, denn eins sei festgehalten:

Gottes Denken, Fühlen, Walten

kann in Wahrheit keiner kennen,

das muss man auch hier benennen:

Ein Mensch ist‘s, von dem die Worte kamen,

doch sehr wohl in Gottes Namen.

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Vor fast dreitausend von Jahren,

als die Leut noch Hirten waren,

lebt‘ im Süden Israels,

zwischen Steppengras und Fels,

ganz versteckelt auf dem Land,

Amos, der etwas verstand

von der Schaf- und Ziegenzucht

und der Maulbeerfeigenfrucht.

Amos war sehr ehrlich drauf,

was er sagte, tat er auch,

nahm sich seines Nächsten an,

Amos war ein guter Mann.

.

Eines aber stank ihm mächtig:

Wie die Reichen - ach so prächtig -

oben in den großen Städten

lebten wie die Küh‘, die fetten,

nicht nach Recht und Ordnung fragten

und die kleinen Leute plagten.

Ihre Kult- und Feierplätze

waren voller goldner Schätze.

Bis ihnen der Kamm anschwoll,

sangen sie dort salbungsvoll.

Doch das Volk, der arme Mann,

sollt‘ sehen, wo er bleiben kann.

Amos war voll heißer Wut.

Darum nahm er seinen Mut

zusammen, packte seine Sachen,

um sich auf den Weg zu machen

nach Norden, wo die Zentren waren

von Kult und Religionsgebaren.

Traktoren gab’s damals noch keine,

sonst hätt‘ Amos nicht die Beine

sondern seinen Lanz bewegt

und sich mächtig angelegt

mit den heuchlerischen Leuten,

die das Volk so ließen leiden.

Dort am Kultplatz angekommen,

hat er Festklänge vernommen.

Sie feierten - nicht Fasching, nein -

ein Wallfahrtsfest musste das sein.

Bunt und wild und übertrieben

ließ man da die Fetzen fliegen.

Theatralische Gesänge,

Opferrauch, Beschwörungsklänge

stiegen schwer zum Himmel auf.

Amos rief: „Da scheiß ich drauf!

Eure falschen Heuchelriten

könnt Ihr Euch sonstwo hin schieben.

Fangt doch an, gerecht zu leben,

andern etwas abzugeben.“

So schön zornig war er grad,

dass er noch ein Wörtchen hatt‘:

„Ihr wart einmal Gottes Volk,

geliebt, erwählt, beschützt, gewollt.

Er hat euch aus der Sklaverei

Ägyptens los gemacht und frei.

Die Wasser hat er Euch geteilt,

von Durst und Schlangen Euch geheilt,

die Wüste für Euch grün gemacht,

Euch behütet Tag und Nacht.

Gebote hat er Euch gegeben,

damit ihr lernt, in Freiheit leben.

Ihr solltet alle sieben Jahr

der Erde Ruhe gönnen gar.

Und in dem großen Jubeljahr

nach sieben mal sieben Jahren war,

Erlass der Schulden angesagt,

für jeden, der sich nur noch plagt‘,

um Zins und Zinseszins zu bringen,

seinem Herrn. Vor allen Dingen

soll‘ jedem gelten gleiches Recht,

jeder frei sein, keiner Knecht.

Nun sage ich Euch, liebe Leute:

Seht auf Eure Feste heute!

All die scheinheiligen Gesänge,

dieser Mief, all diese Enge!

Jedes Wort von Euch gelogen!

Fremden seid ihr nicht gewogen.

Frauen zwingt ihr mit Gewalt

zur Prostitution, bis sie bald

als Witwen arm und krank vergehen.

Nein, all das will Gott nicht sehen!

Ihr lernt, euch das Recht zu biegen,

um mehr und immer mehr zu kriegen.

Jedes Schlupfloch nutzt ihr aus,

kommt aus jeder Schlinge raus.

Ihr glaubt, die Worte, die Gott spricht,

gelten andern und Euch nicht?

Nein, denn eines sag ich Euch:

Gott sieht diesen Frevel gleich!

Euer Opfer stinkt zum Himmel,

all das kultische Gewimmel,

Eure Lieder und Umtriebe

spotten Gottes großer Liebe.“

So schalt damals der Prophet

die Herrn seines Volks beredt.

Und er kam zum klaren Schluss,

dass sich etwas ändern muss.

Recht im Land muss wieder blühen,

dafür soll’n die Menschen glühen,

dass der Segen sich vermehrt

und die Herzen zu Gott kehrt.

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So, Ihr Lieben, soweit das.

Aber sagt uns das nun was?

Muss uns das auch heut bedrücken,

wenn wir auf die Kirche blicken?

Gerade, wo in letzter Zeit,

bekannt ward, wie weit und breit

Gewalt und Missbrauch vorgekommen

und nicht wurden ernst genommen,

jahrelang verdeckt, verborgen,

totgeschwiegen - nur aus Sorgen

um das Ansehen vom Verein

Kirche. Das kann doch nicht sein!

Scharenweis verlassen Leute

die Institution Kirche heute.

Manchen ist das Geld zu schad,

andre sehn, dass Wort und Tat

auch bei uns nicht immer stimmen,

unser Mut und Glauben schwimmen.

Dass wir zu klein von Gott denken,

das Schiff lieber selber lenken.

Jeder schwätzt vom Strukturieren,

Um- und Neuorganisieren.

Noch ein Gremium, das mit Fleiß

krampfhaft um sich selber kreist,

noch mehr Fachberater*innen,

die dich fluten mit Terminen.

Statt im wirklichen Geschehen

zu den Menschen hinzugehen,

ihnen Zeit und Mut zu schenken

und an andere zu denken.

O, das kann man wohl beklagen

und mit dem Propheten fragen:

Wie sieht dies, o Schreck, o Graus,

in den Augen Gottes aus?

Sollten wir nicht schlicht und klein

wieder mehr wir selber sein?

Unsere klein gewordenen Kreise,

unsre Lieder, das Schwache, das Leise,

sind von Gott wohl mehr gewollt

als ein ganzer Dom voll Gold.

Ist’s doch so, wie Paulus schreibt,

dass jeder Mensch ein Sünder bleibt,

mangelnd des Ruhms, den wir vor Gott haben sollten.

Wir leben davon, dass uns gegolten

die Liebe Jesu am Kreuz der Welt

und dass wir neu ins Licht gestellt.

Mit Jesus, lieber guter Christ

(und weil gerade Fasching ist)

ermunt’re ich dich schlicht aufs Neu:

Lebe fromm, frisch, fröhlich, frei!

Tu das Kleine, was heut geht,

weil ja Jesus zu dir steht.

Was du geben kannst, gib gern

für den Mitmenschen, den Herrn.

Das gilt für Kirche in all ihren Gliedern:

Lieber klein und ehrlich, als sich anzubiedern

mit einem ums andre „Mega-Event“

wie man das Kultgeschehen heut nennt.

.

Wir können gemachte Fehler bekennen

und uns trotzdem Gottes Kinder nennen.

Woll‘n unsere dankbaren Lieder singen

und jedem eine Ermutigung bringen,

der einsam ist, müd oder krank,

wollen Gott loben ein Leben lang.

Diese alltäglichen kleinen Gaben

sind alles, was wir zu bieten haben.

Sie sind aber – wie Amos gewusst –

für Gott im Himmel die größte Lust.

Gutes zu tun und zu teilen in Not,

solche Opfer gefallen Gott.

Weil das uns wirklich hoffen lässt,

wird unser Leben durch Jesus zum Fest.

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Und der Friede Gottes - das sei noch angehängt -

der weiter reicht, als unser Kopf denkt,

bewahre in uns Herz und Sinn

und führe uns zu Christus hin.

Amen